Niederlande

Auf Einladung des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt und des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, die eine Buchreihe mit Porträts der Nachbarländer Deutschlands initiiert hatten, schrieb Geert Mak eine Geschichte der Niederlande.

Er beginnt, in der für ihn typischen Weise, mit der Erinnerung an die Landschaft seiner Kindheit, in der die Spuren der frühesten Besiedlung während der Eisenzeit noch erkennbar waren, wie Plinius der Ältere sie im ersten Jahrhundert nach Christus beschreibt: "Dort überflutet der Ocean in gewaltigem Strom zweimal innerhalb eines Tages und einer Nacht einen unabsehbaren Landstrich, so dass er den ewigen Kampf der beiden Elemente verhüllt und es unentschieden lässt, ob dieser Raum dem Festlande oder dem Meere angehöre. Dort wohnt dies arme Volk auf Hügeln oder künstlich nach Maßgabe der höchsten Fluthen aufgeworfenen Anhöhen, auf welchen es Hütten errichtet."

Diese Ambivalenz des Wassers, Bedrohung auf der einen Seite, Nahrungsquelle und günstige Transportmöglichkeit auf der anderen, begünstigte das Entstehen einer Gesellschaftsform, in der niedrige Hierarchien, Dialog und Zusammenarbeit der Bürger und Bauern überlebenswichtig waren. Die sich daraus entwickelnde Mentalität war nicht nur Voraussetzung für die Gründung der Republik im 17. Jahrhundert, sondern sie drückt dem Land bis heute ihren Stempel auf. Aber auch die negativen Aspekte der niederländischen Geschichte blendet Mak nicht aus: das lange 
Festhalten am Sklavenhandel, den Kolonialismus oder das Verdrängen eigenen Fehlverhaltens während des Zweiten Weltkriegs.

"Mak beschönigt nichts am Terror der deutschen Besatzung, aber er schreibt auch die eigenen Sünden nicht klein. (…) Maks kleines Buch ist ein großer Wurf." Klaus Harpprecht, Die Zeit, Nr. 10, 2009.

„Sie gehört augrund ihrer hohen argumentatieven Dichte bei guter Lesbarkeit zum Besten, was in deutscher Sprache über Grundzüge niederländische Geschichte derzeit verfügbar ist.“ Rolf-Ulrich Kunze, Neue Politische Literatur, Jg 53, 2008



252 Seiten

Hrsg. von Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker

Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens und Andreas Ecke

C. H. Beck Verlag

ISBN 9783406578557